Nylon mit Pflanzenfarbe färben?
April 2008
Es gab Zeiten, da wurden chemische Farbstoffe für Strümpfe nahezu gedankenlos angewandt. Vor 12 Jahren fand ÖKOTEST krebsverdächtige Dispersionsfarben, halogenorganischer Verbindungen oder Chromverbindungen in 22 von 80 getesteten Strumpfhosen. Zwar tat sich in der Zwischenzeit allerlei, doch ohne Chemie scheint es nicht zu gehen. Dabei ist dies nur die halbe Wahrheit, wobei unterschiedlich schwer wiegende Argumente gegen einen Einsatz alternativer Farbstoffe sprechen.
Was im Ansatz gedacht unmöglich erscheint, ist gründlicher betrachtet heute durchaus technisch anwendbar. Genauer gesagt, die Verwendung von natürlichen Farbstoffen bei der Produktion von Strumpfwaren. Nylon und Naturfarben- geht das überhaupt? Eindeutige Antwort: "Ja".
Was im Ansatz gedacht unmöglich erscheint, ist gründlicher betrachtet heute durchaus technisch anwendbar. Genauer gesagt, die Verwendung von natürlichen Farbstoffen bei der Produktion von Strumpfwaren. Nylon und Naturfarben- geht das überhaupt? Eindeutige Antwort: "Ja".
Suggeriert wird stets, Naturfarben seien nicht so intensiv wie Chemiefarben, sie färben in Verbindung mit Schweiß aus, oder sie verblassen beim Waschen. Doch weit gefehlt! Es funktioniert bei zahlreichen Farbtönen exzellent. Zugegeben nicht bei allen Farben, Eines sei vorweg genommen- die Lieblingsstrumpffarbe Schwarz aus Naturfarben zu gewinnen ist äußerst schwierig.
Es ist gar nicht so lange her, da gab es in Österreich Testreihen eines großen Herstellers von hochwertigen Strumpfwaren, die zum Ziel hatten, die Verwendung von Naturfarben bei der Strumpffärbung zu untersuchen. Wie es ausschaut, sind sie jedoch nicht von selbst auf die Idee gekommen, sondern waren Teil eines staatlich geförderten Projekts.
Es ist gar nicht so lange her, da gab es in Österreich Testreihen eines großen Herstellers von hochwertigen Strumpfwaren, die zum Ziel hatten, die Verwendung von Naturfarben bei der Strumpffärbung zu untersuchen. Wie es ausschaut, sind sie jedoch nicht von selbst auf die Idee gekommen, sondern waren Teil eines staatlich geförderten Projekts.
Als Ingenieur habe ich beruflich mit tonnenweise Nylon und Perlon zu tun und so bestand eine große Neugier hinsichtlich der Pflanzenfarben. Mit diesem Grundwissen ausgestattet, wollten wir es ab dem Frühjahr 2007 genauer wissen und haben uns mit Naturfarben und Strümpfen im Gepäck ins Färbelabor begeben. In zahlreichen Versuchen haben wir so einige Strümpfe gefärbt oder auch verfärbt... .
Ein Plan sollte helfen, die industriellen Belange beim Färben von Strümpfen zu simulieren. Wenn schon, dann unter einer realen Aufgabenstellung. So sollte der Färbeprozeß ohne das vorherige "Auskochen" der Farbstoffe umgesetzt werden. Das heißt für den Laien erklärt: Farbstoff & Strumpf gelangen gleichzeitig ins Färbebad. Wie überall in der Industrie heißt es schließlich, das Verfahren kostengünstig und effektiv zu gestalten. Eine lange Auskochzeit fällt somit aus.
Gedacht- gemacht! Und siehe da, die Ergebnisse übertreffen die Erwartungen bei Weitem. Brillante Farben an allen Strümpfen, die Beständigkeit der Farben vorzüglich. Bei 100% Nylon und 100% Seide wohlbemerkt. An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf verwiesen, dass das Färben von Seide mit Pflanzenfarben ein uralter Hut ist.
Gedacht- gemacht! Und siehe da, die Ergebnisse übertreffen die Erwartungen bei Weitem. Brillante Farben an allen Strümpfen, die Beständigkeit der Farben vorzüglich. Bei 100% Nylon und 100% Seide wohlbemerkt. An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf verwiesen, dass das Färben von Seide mit Pflanzenfarben ein uralter Hut ist.
Wir präsentieren im Bild- die pflanzengefärbten Nahtnylons. Nicht ohne Stolz sagen wir, es dürfte eine Weltpremiere sein, daß auf diese Weise gefärbte Strümpfe am Bein öffentlich zu sehen sind.
Woran liegt die Zurückhaltung der Strumpfhersteller wenn es darum geht, Pflanzenfarben zum Färben von Strumpfwaren zu nutzen?
Das Hauptargument gegen eine Verwendung natürlicher Farbstoffe stellt die Schwankung der Farbwerte bei den unterschiedlichen Chargen dar. Die Hersteller der Strümpfe sagen: "unsere Kundinnen möchten immer einen identischen Farbton!". Farben lassen sich mit Farbmeßgeräten vermessen, und eben dieses festzustellende DeltaE ist von Farbstoffcharge zu Farbstoffcharge unterschiedlich, wird eine Pflanzenfarbe verwendet. Die Natur lässt sich nunmal nicht zu standardisierten Wachstumsprozessen überreden.
Für mich ist das Argument, das Kundinnen stets den selben Farbton kaufen wollen nicht schlüssig. Zumal die Abweichungen bei der Verwendung von Pflanzenfarben mit bloßem Auge kaum feststellbar sein dürften. Das stets zu kleine Bündchen bei Strumpfhosen oder der Kampf bei der Suche nach der richtigen Größe ist da ja wohl ein grundsätzlicheres Ausschlußkriterium.Ein weiteres Gegenargument ist die Versorgungssicherheit mit diesen Pflanzenfarben. Sowohl vom Rohstoff, als auch in der fehlenden Infrastruktur der Aufarbeitung und Bereitstellung. Allein die Forderung an mögliche Farbstofflieferanten, die Farbwerte-Übertragbarkeit sicherzustellen (also die absolute Gleichmäßigkeit eines Naturstoffs!!!) dürfte potentiell geneigte Zeitgeister abschrecken. Wo ein Weg ist, da findet sich in unseren Zeiten doch stets der Stein, der sich in Selbigen Weg rollen lässt. Zu eingefahren sind die Gleise, zu träge die satten Geister. Was da so möglich wäre... ein geschlossener Kreislauf der Färbemittels, ein kompostierbares Färbesubstrat.
Es dürfte schwer sein, die Strumpfkäuferinnen in einer technikverliebten Welt zum Kauf von Strümpfen zu bewegen, die mit Pflanzenfarben gefärbt worden sind. Soll man diesem K.O.-Argument erliegen? Könnte man, muss man aber nicht.
"Zeige mir die Daten!" Heißt es so schön und was läge näher, als die Strümpfe mit den gängigen Euronorm Prüfverfahren zu vergleichen. Lichtechtheit, Waschbeständigkeit und Schweißechtheit für konventionell gefärbte Strümpfe, als auch für natürlich gefärbte Strümpfe gegenüber gestellt.
Für mich ist das Argument, das Kundinnen stets den selben Farbton kaufen wollen nicht schlüssig. Zumal die Abweichungen bei der Verwendung von Pflanzenfarben mit bloßem Auge kaum feststellbar sein dürften. Das stets zu kleine Bündchen bei Strumpfhosen oder der Kampf bei der Suche nach der richtigen Größe ist da ja wohl ein grundsätzlicheres Ausschlußkriterium.Ein weiteres Gegenargument ist die Versorgungssicherheit mit diesen Pflanzenfarben. Sowohl vom Rohstoff, als auch in der fehlenden Infrastruktur der Aufarbeitung und Bereitstellung. Allein die Forderung an mögliche Farbstofflieferanten, die Farbwerte-Übertragbarkeit sicherzustellen (also die absolute Gleichmäßigkeit eines Naturstoffs!!!) dürfte potentiell geneigte Zeitgeister abschrecken. Wo ein Weg ist, da findet sich in unseren Zeiten doch stets der Stein, der sich in Selbigen Weg rollen lässt. Zu eingefahren sind die Gleise, zu träge die satten Geister. Was da so möglich wäre... ein geschlossener Kreislauf der Färbemittels, ein kompostierbares Färbesubstrat.
Es dürfte schwer sein, die Strumpfkäuferinnen in einer technikverliebten Welt zum Kauf von Strümpfen zu bewegen, die mit Pflanzenfarben gefärbt worden sind. Soll man diesem K.O.-Argument erliegen? Könnte man, muss man aber nicht.
"Zeige mir die Daten!" Heißt es so schön und was läge näher, als die Strümpfe mit den gängigen Euronorm Prüfverfahren zu vergleichen. Lichtechtheit, Waschbeständigkeit und Schweißechtheit für konventionell gefärbte Strümpfe, als auch für natürlich gefärbte Strümpfe gegenüber gestellt.
Was natürlich noch nicht überprüft werden konnte: Mit Sicherheit stehen die modernen Mischgarne für Strumpfwaren einem gleichmäßigen Farbeindruck im Wege. Die bunte Mixtur aus unterschiedlichen Kunststoffen könnte hier eine Verzerrung des Farbeindrucks bedeuten. Hier ist unsere Aussage rein spekulativ, denn so weit konnten unsere Versuche nicht voranschreiten. Man möge uns vergeben...
UPDATE JANUAR 2011: mit meinen selbstgefertigten Nahtstrümpfen aus einem Polyamid/Elasthan-Mischgewebe unternahm ich einen erfolgreichen Färbeversuch mit Pflanzenfarben. Diese Frage ist somit auch beantwortet.