Was sind echte Nylons?
Als "echte Nylons" werden die Nahtnylons in der Herstellungsart der 50er Jahre bezeichnet sowie deren unmittelbare Nachfolgerinnen, die nahtlosen Strümpfe. Der Name erklärt die Gemeinsamkeit der beiden Strumpfschwestern: sie sind aus Garnen gefertigt, die zu 100% aus Nylon/ Perlon bestehen. Das im Gegensatz zu den modernen Strumpfwaren, die oft aus Mischgarnen gestrickt sind.
Beide Strumpfschwestern unterscheiden sich in einer Eigenschaft grundlegend von modernen Strümpfen - Nylons sind in ihrer Form viel weniger elastisch. Dies erscheint Dir im ersten Gedanken sicherlich als Nachteil, doch nein, das ist nicht ganz so. Das Maschenbild der Nylons ist dem der heutigen Strümpfe oftmals überlegen. Sie sehen am Bein eleganter aus.
Und was ist nun besser als bei Strumpfhosen oder modernen Strümpfen?
Ich klammere hier mal das Preissegment der wirklich exzellenten Marken wie WOLFORD, FOGAL usw. aus, über deren herausragende Qualität müssen wir uns nicht streiten. Nun ist nicht jeden Tag der Tag der guten Strumpfhosen dieser Marken, denn im Alltag sollte (oder muß) es auch etwas preisbewußter gehen. Der Griff zur preiswerten Strumpfhose bringt zu oft auch Nachteile mit sich. Trainiert euer Auge mal darauf und schaut genauer hin. Da findet ihr diese kleinen Makel - das rauhe und matte Garn am Bein oder grobe Maschen der Strümpfe. Im Extremfall verwandeln billige dunkle Strümpfe dein Bein zur seltsamen Gestalt, die ungewollt an den Knöcheln oder Waden um einige Stufen dunkler ist, als am Knie oder darüber.
Bei Strümpfen der alten Herstellungsart ist das nicht so extrem. Die Maschen sind feiner, das Garn zeigt sich glatt am Bein. Der scheinbare Nachteil der kaum vorhandenen Dehnbarkeit erweist sich als Vorteil, der solche Erscheinungen der den sich abzeichnenden Verlauf der Farbhelligkeit weitestgehend vermeidet.
Besondere Kennzeichen?
Strumpfspitze und Ferse sind verstärkt ausgeführt. Wobei es auch Exemplare mit Sandalettenferse, also ohne die dunkle Fersenverstärkung gibt. Gute Fabrikate sind mit einer Pendelferse, einem ca. 10 cm breiten Doppelrand und einem Doppelrandvorstoß ausgeführt.
Bist Du heute auf der Suche nach Nahtlosen, die den Nylons aus den 60er Jahren entsprechen
so bist Du bei den CERVIN Capri 15 (den), oder den Capri 20 (den) gut aufgehoben. Diese Strümpfe sind aus 100% Nylongarn gefertigt, ganz so, wie es in den 60ern üblich war. Es gibt natürlich noch weitere Anbieter, doch die Capri aus dem Hause CERVIN zeigen mit ihrer Doppelrandlänge ein angenehmes Bild am Bein. Anders, als es zum Beispiel bei den Nahtlosen von TOUCHABLE der Fall ist.
CLIO. Eine weitere französiche Marke, die Strümpfe in Frankreich in der Art der 60er - Jahre herstellt. Preis für ein Paar 15den Nylons: 13€.
Gibt es andere Quellen für gute nahtlose Strümpfe?:
ARS-VIVENDI in Deutschland
STOCKINGIRL In Amerika der empfehlenswerte Onlineshop - hier eine überaus große Auswahl an Strümpfen in zahlreichen Farben.
Geschichte der nahtlosen Nylons
Es war in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, da machten sich die Nahtlosen ans Werk, die Strumpfnaht von den Waden zu verbannen. Anfangs sah es nicht so aus, als könnten sie sich einen dominierenden Platz am Damenbein erobern. Bestenfalls könnten sie, so glaubte man, in friedlicher Koexistenz mit den bestens bekannten Nahtstrümpfen überleben. So sehr schienen die Vorteile der auf Passform gefertigten Nahtnylons auf der Hand zu liegen. Selbst Branchenkenner glaubten nicht an den nahtlosen Übergang und setzten auf die alte Technik der Cottonmaschinen. Einige Strumpfhersteller aus Westdeutschland importierten sogar die der Umstellungswelle-Verschrottungswelle in den USA zu Opfer gefallenen Cottonmachinen zur Nahtstrumpfherstellung.
Wie konnte es zu dieser grandiosen Fehleinschätzung der Marktlage oder vielmehr der Wünsche der Frauen kommen? Weshalb sprang man nicht mit auf den Trend und setzte nicht einmal teilweise auf die Fertigung der nahtlosen Damenstrümpfe?
Als einen Grund, weshalb selbst altebekannte Strumpfherstellen nicht an die nahtlosen Strümpfe glaubten, könnte die Tatsache sein, daß die "Neuen" gar nicht so neu waren. Nahtlose Strümpfe kannte Frau schon vor den 50ern. Die Technik des Rundstrickens war seit 1866 bekannt und Maschinen zur Herstellung nahtloser Damenstrümpfe gab es schon einige Zeit.
Bislang nur Nischenprodukt dem das entscheidende Strumpfmerkmal fehlte, kam unauffällig ihre Zeit der Eroberung des Strumpfmarktes. Mit dem Ende der kunstseidenen Nahtstrümpfe und dem Aufkommen der Nahtnylons entwickelte sich eine sprunghafte Nachfrage nach Strümpfen. Im Glauben an das ewige Wachstum des Feinstrumpfmarktes wurden immer neuere Cottonmaschinen in den Strumpffabriken aufgestellt. Mit jeder neuen Maschine wuchs die Zahl der Strümpfe, die den Weg ans Bein finden sollten. Doch das ewige Wachstum kam ins Stocken und dennoch sollten die teuren Maschinen keine Verluste einfahren. Also brach die Zeit der ruinösen Kampfpreise für Nahtstrümpfe an.
Als Seiteneinsteiger kam hier sogleich die Chance für nahtlosen Damenstrümpfe. Die Rundstrickmaschinen zu deren Herstellung kosteten in ihrer Anschaffung viel weniger, als die komplizierten Cottonmaschinen für Nahtstrümpfe. Dann entfiel der Arbeitsgang des Nähens der Strumpfnaht. Doch als Pulsbeschleuniger schlechthin erwies sich die Fertigungszeit für einen nahtlosen Damenstrumpf. Brauchte es für die Herstellung eines Cottonstrumpfrohlings noch zwischen 25 und 40 Minuten, so rechnete man in der neuen nahtlosen Zeitrechnung in einer einstelligen Minutenzahl. Die Rundstrickmaschinen konnten nahezu pausenlos Strümpfe ausspucken, während die Cottonmaschine nie pausenlos lief. Der Kostenvorteil eindeutig zu Gunsten der Nahtlosen. Da half es auch wenig, die Strümpfe wegen ihrer Schlauchform abwertend "Mannesmannstrümpfe" zu nennen (von MANNESMANN-Rohren abgeleitet), oder ihnen einen mindere Haltbarkeit anzudichten. Ein ruinöser Strumpfkampf setzte ein, an dessen Fronten erbittert um Preise, Qualität und Philosophien gekämpft wurde. Eine Schlacht, die wohl auf Industrieseite und Kundenseite keine Gewinner kannte.
Wie wir heute wissen, setzte sich der nahtlose Strumpf schließlich durch, um nach kurzer Zeit wieder von der Strumpfhose verdrängt zu werden. Wenn man so will, konnten die Strümpfe nicht all zu lange Zeit ihren Sieg um die Vorherrschaft am Damenbein für sich verbuchen. Doch vereint verbannten der nahtlose Strumpf & die Strumpfhose die einst unverzichtbare Strumpfnaht von den Beinen.
Gehen wir nochmals zu den Nahtlosen in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück. In den nahtlosen Strümpfe sahen die Frauen schnell lieb gewonnene Vorteile einer gewissen Sorglosigkeit, wenn es um ihre Beinkleider ging. Die ständige Angst um eine gerade sitzende Strumpfnaht entfiel vollkommen. Mit den rundgestrickten Strümpfen gehörten zunächst auch die Zweifel um die Auswahl der passenden Strumpfqualität zum entsprechenden Anlaß der Vergangenheit an. In der kurzen Blütezeit der NahtNylonsPerlons verwirrten die Strumpfhersteller ihre Kundinnen und Kunden mit stets neuen Qualitätsmerkmalen, auf die es anhängig von den Strumpftrageanlässen, von der Wadenform und von den Beinmaßen zu achten galt. Die Hersteller taten dies, um sich von der im immer bedrückenderem Maße wachsenden Konkurenz abzuheben. Man kämpfte mit Gauge-Zahlen (Maschenanzahl auf der Strumpfbreite) und Garnfeinheiten. 51 Gauge mit 30DEN / 51 Gauge mit 20 DEN / 51 Gauge mit 15 DEN gegen 60 Gauge, 66 Gauge, 75 Gauge und exotischen 90 Gauge. Das Marketing ordente Anläßen Gauge/ DEN- Kombinationen zu, dazu stellte man Strumpffarben in Saisontrends, Strumpfproportionen als Garant für beste Paßform und Qualitätsstufen. Doch das schlagendste Argument stellte auch damals schon der Preis dar und so setzte bei den NahtnylonsPerlons bereits Anfang der 50er- Jahre ein Preiskampf ein. Der Hersteller ARWA eröffnete diesen im Jahr 1952 mit Nahtstrümpfen für 5,90 DM. Die Mitbewerber wunderten sich, um dennoch in den Folgejahren auf bis zu 3,95 DM im niedrigsten Preisniveau abzusacken. Die Scheusentore öffneten sich somit langsam - die Preise sanken stetig bis der überwiegende Teil der Kundinnen nicht mehr gewillt blieb, für gute Qualität einen guten Preis zu zahlen. Ein perfekter Zeitpunkt für den Markteintritt der Nahtlosen!
In der Herstellungsweise blieben die Nahtlosen zunächst an ihren Strumpfschwestern mit Naht angelehnt: sie zeigten sich mit einer Verstärkung an Fußspitze sowie den Fersen und einem Doppelrand. Die nahtlosen Strümpfe strickte man mit Pendelferse, um den Fuß etwas auszuformen. Als Erklärung für das Fachchinesich "Pendelferse": nach dem Ausstricken der Ferse macht der Strumpf einfach beschrieben einen Knick und wird um die Ecke gestrickt. Da eine Verminderung der Maschenanzahl keine Stärke der Rundstickmaschinen war, mußten die Strumpfhersteller zu einem Trick greifen, um eine unterschiedliche Dehnungsweite zum Beispiel an Wade oder am Oberschenkel zu ermöglichen - die Maschen strickte man in diesen Bereichen etwas weiter, in dem die Schlaufen ein wenig weiter gezogen wurden. Derart ausgerüstet wollten sich die ohne Naht ans Bein schmeicheln. Das gelang mit rasendem Durchschlag. Entgegen aller Kundinnenbefragungen und aller Marktstudien zum Trotz verlangten die Kundinnen immer mehr nahtlose Strümpfe. Die Hersteller - im guten Glauben an die immer währende Dominanz der Nahtstrümpfe mußten überstürzt den Kundinnen folgen ... wie sollte es auch anders kommen? Aus dem gut aussehenden Geschäft mit den Nahtlosen enstand wieder ein um so heftiger geführter Preiskampf. Neben der Qualität blieben auch so einige namhafte Strumpfstricker auf der Strecke. Bitter für die Kundinnen: die Verluste an Qualität, die man ihnen auch noch als große Fortschritte unterjubelte. Teilweise entfielen die Pendelfersen, oftmals ließen die Hersteller den Doppelrand einfach weg und schließlich litten auch die Garne. Qualität zählte wenig bei dem nun entgültig zum Wegwerfartikel verkommenem Strumpf.
Bei den Nahtlosen wurden 400 Maschen zur üblichen Maschendichte - 400 Maschen auf den Strumpfdurchmesser gesehen. Hört sich gut an, doch ist das auch ein Qualitätssprung? Vergleichen wir mal mit einem Nahtstrumpf der Größe 9,5: am Oberschenkel wurde der Strumpf auf einer Breite von ungefähr 390 mm gefertigt. Bei 60 Gauge (60 Nadeln innerhalb einer Breite von 38,1 mm) ergibt das eine Maschenanzahl von 614!
Zum nahtlosen Damenstrumpf gesellte sich bald neue Konkurenz: die Strumpfhose. Sie trat an, den Strümpfen, ob mit oder ohne Naht nur noch Randdasein auf dem Strumpfmarkt zuzugestehen.